Beckers im Raum Thorn / Argenau / Hohensalza

 

 

Gottfried Becker ( 1-4-5-6 )

 

 

Gottfried Becker ist am 26.01.1874 in Zarzewo ( zwischen Zagorow & Konin ) geboren. Seine Jugend verbrachte er in dem Ort Orlin = Orlina Duza. Sein Vater arbeitete bei einem Bauern als Tagelöhner und die ganze Familie wohnte auf dem Hofe des Arbeitgebers.

Am 10.02.1898 heiratete Gottfried Becker in der evangelischen Kirche von Zagorow Ottilie Müller aus Wrombczynek. Die Familie Gottfried Becker wohnte zuerst noch auf dem Hof der Schwiegereltern Ludwig Müller & Susanne Luise Beker, kaufte sich dann aber daneben einen eigenen Bauernhof und betrieb dort eine Geflügelzucht.

Im Jahre 1902 nach der Geburt des ersten Kindes ( Adolf ) verkaufte Gottfried Becker die Farm und zog für ein paar Jahre nach Rundstätt = Baranow, Kreis Kempen. Dort wurden die Kinder Emil, Gustav, Ottilie, Olga & Anna geboren. Die Tochter Anna lebte jedoch nur 1 Woche.

 

In den Jahren 1910 & 1911 wurde durch den Staat das ehemalige polnische Gut Walentinowo parzelliert und an Bauern verkauft oder verteilt. Gottfried Becker kaufte oder bekam 85 Morgen ( = 212.500 m² = 21,25 Hektar ).

Auf dem neu erworbenen Land, welches zum Ort Neuheim = Nowiny gehörte, baute Gottfried Becker sich ein Wohnhaus & Stallungen.

 

Die Kinder gingen im nächst größeren Ort Luisenfelde ( = Ostburg ), jetzt Dabrowa Biskupia zur Schule. Dort wurde deutsch und polnisch gelehrt.

 

Im Jahre 1917 wurde die Tochter Alwine geboren und weitere 2 Jahre später der Sohn Willy Edward.

 

Da die Familie relativ arm war, gab es auch keine Angestellten, die mithalfen die Felder zu bewirtschaften und so mussten auch die Kinder bei der Feldarbeit dabei sein.

So geschah es, dass die gesamte Familie bis auf den jüngsten Sohn Willi Edward auf dem Feld war und dieser anscheinend am brennenden Ofen spielte und dabei seine Kleidung Feuer fing.

Als sie abends von der Arbeit heim kamen lag dort nur noch die verkohlte Leiche des kleinen Kindes.

 

Das zum Hof gehörende Ackerland war zwar relativ fruchtbar, jedoch gab es in der unmittelbaren Umgebung keine Infrastruktur und keinerlei Wald.

In der damaligen Zeit musste die Familie in den Wintermonaten immer wieder ums Überleben kämpfen, da sie nur sehr wenig Sammelholz zum Heizen hatten. Alle Familienmitglieder mussten dicht zusammen in einem geheizten Raum schlafen. Die Erwachsenen mussten sich die Nacht über mit dem Verheizen von Stroh abwechseln. Bis Mitternacht konnte der Vater schlafen und die Mutter hielt das Feuer am Brennen und ab Mitternacht bis zum Morgen wurde dann gewechselt.

Dies war der Hauptgrund, dass Gottfried Becker seinen Hof verkaufen wollte und einen neuen suchte, welcher näher am Stadtforst Argenau lag.

 

Im Jahre 1922 oder 1923 fand er auch einen Käufer für seinen Bauernhof in Neuheim – ein polnischer Bauer, welcher in Amerika lange Zeit gearbeitet hatte und den Hof übernehmen wollte. Er wollte in Dollar bezahlen, aber Gottfried, welcher geschäftlich eher ahnungslos war, wollte lieber Zloty haben.

Der Vertrag wurde in Posen geschlossen und der festgelegte Kaufpreis verlor im Zuge der Inflation täglich an Wert.

Als er zur Vertragsunterzeichnung nach Posen fuhr kamen ihm Bedenken und er versuchte den Kaufvertrag zu annullieren mit der Begründung, dass seine Frau noch nicht unterzeichnet hatte, aber der neue Käufer kam mit 3 anderen Männern und verjagte die Familie vom Hof.

Mittlerweile war das erhaltene Geld nur noch so viel wert, dass sich Gottfried davon 1 Kuh kaufen konnte.

 

Mit dieser Kuh wanderte die Familie nach Klein Waldow = Deutsch Suchatowka = Suchatowka, wo sein zweiter Sohn Emil mit seiner Familie wohnte und sich dort eine Existenz aufgebaut hatte.

Mit Hilfe von Emil Becker konnte sich der Vater Gottfried ein kleines Haus leisten, welches ca. 100m südöstlich des Hofes von seinem Sohn lag. Der Hof mit beiden Häusern bestand aus einem Haus und ca. 20 Morgen    ( = 50.000 m² = 5 Hektar ) Land. Wie sein Sohn Emil wurde Gottfried Becker Hobby-Pilzzüchter – die von Emil & Gottfried angebauten Pilze wurden später nach Thorn & Lodz verkauft.

 

Ca. im Jahre 1939 brannte das kleine Häuschen, in welchem nur noch Gottfried & Ottilie Becker mit Tochter Alwine wohnten ab, als alle auf einer Familienfeier waren. Es wurde nicht mehr aufgebaut und sie zogen zu Emil Becker ins Nachbarhaus.

 

Nach Kriegsende mit dem Einmarsch der Russen klopften eines Tages im Februar 1945 zwei junge bewaffnete Polen an die Tür und sagten, dass sie Gottfried abholen würden um ihn nach Argenau ins Gefängnis zu „begleiten“.

Er musste ohne Schuhe durch den Schnee nach Argenau laufen.

Dort verbrachte er einige Zeit und musste mitbekommen, wie jeden Tag Deutsche willkürlich misshandelt und erschossen wurden.

 

Seine Frau Ottilie, welche mit dem Enkelsohn Reinhold Becker ( Sohn von Alwine Becker ) in Suchatowka lebte und diesen aufzog, wurde ebenfalls abgeholt und musste als Zwangsarbeiterin auf dem Gut in Gaski = Eigenheim arbeiten. Sie wohnte zusammen mit Reinhold auf dem Hofe und arbeitete den ganzen Tag. Nach 3 Monaten Haft kam auch Gottfried Becker als Zwangsarbeiter auf das Gut. Er war sehr froh wieder bei seiner Frau sein zu können.

 

Auf Bitten & Drängen der Tochter Olga Oginski geb. Becker bei der Polnischen Militärkommandantur in Argenau wurde die Freilassung der Eltern und deren Enkel Reinhold erreicht.

Sie durften dann zur Tochter nach Jarken = Jarki ziehen und wohnten dort bis zu ihrem Tode. Die Familie Oginski hatte dort eine Wassermühle gepachtet und wohnte auch dort in einem kleinen Haus. Der mittlerweile sehr kranke Gottfried Becker lebte mit im Mühlenhaus und seine Frau wohnte zwei Häuser weiter in einem ebenfalls gemieteten Häuschen. Er hatte offene Beine und einen schweren Leistenbruch.

Am 15.02.1951 starb Gottfried Becker im Hause der Mühle und wurde auf dem Deutschen Friedhof in Jarken begraben.

Seine Frau Ottilie Becker geb. Müller starb am 21.08.1952 in dem kleinen Häuschen nahe der Mühle und wurde neben ihrem Ehemann bestattet.

 

Gottfried Becker konnte lesen & schreiben, seine Frau Ottilie leider nicht.

 

 

 

 

 

 

 

Adolf Becker ( 1-4-5-6-1 )

 

 

Adolf Becker wurde am 03.10.1901 in Wrombczynek ( westlich von Zagorow ) auf dem Hof der Eltern geboren:

 

BILD

 

Er lebte auf dem Hof der Eltern in Wrombczynek, Baranow, Neuheim und später in Klein-Waldow = Suchatowka, bis er am 25.07.1925 in Ostburg Else Frieda Hinz, Tochter des Büttners & Sattlers Johann Hinz & Emma geb. Buschke, heiratete. Er zog auf den Elternhof seiner Frau, welcher im Dorf  Bruchrode = Prachanki-Parzellen ( südlich von Eigenheim = Gaski = Gonsk ) lag.

Das Standesamt Ostburg, sowie das Standesamt Spital = Schöngrund = Szpital wurden geschlossen und alle Akten wurde in das neu eröffnete Standesamt Luisenfelde = Dabrowa Biskupia gebracht.

 

Zu dieser Zeit wohnten im ehemaligen Deutschen Dorf Bruchrode nur noch 2 Deutsche Familien und 1 Deutsche Familie außerhalb.

 

Adolf Becker erlernte den Beruf des Landwirtes & betätigte sich auch als Tischler. Zum Hof seiner Schwiegereltern gehörten ca. 7 Morgen Ackerland, die er mit seiner Frau bewirtschaftete.

DasWohnhaus im Ort Bruchrode = Parchanki-Parzellen ist wahrscheinlich im Jahre 1934 abgebrannt und die Familie lebte einige Zeit in der erhalten gebliebenen Scheune mit den Tieren zusammen. Aus den Trümmern und neuen Lehmziegeln, welche er selbst gebrannt hatte, baute Adolf das Wohnhaus wieder auf.

 

Im Laufe der Jahre wurden folgende Kinder geboren:

 

         5-6-1-1) Ruthwald Becker, *1928 Bruchrode

         5-6-1-2) Gutti Elli Becker, *13.05.1930 Bruchrode , Standesamt Spital =

                      Schöngrund  32/1930( unter Eigenheim ) / + 06.06.1930

                       Bruchrode, Standesamt Spital 14/1930

         5-6-1-3) Oskar Becker, *1936 Bruchrode

         5-6-1-4) Erwin Becker, *1938 Bruchrode

         5-6-1-5) Waltraud Else, *1939 Hohensalza

         5-6-1-6) Junge ( Totgeburt ), *13.07.1942 Goldenacker/ +13.07.1942

                       Goldenacker

 

Im Zuge des Einmarsches der Deutschen in den Bereich Argenau musste die Deutsche Verwaltung wieder aufgebaut werden und so bewarb sich Adolf Becker bei der Deutschen Post. Wohl in der Zeit von September bis November 1939 legte er einige Prüfungen ab und konnte dann ab Dezember 1939 als Postbeamter die Poststelle in Bruchrode leiten.

Jedoch konnte er dort nicht mehr lange arbeiten, da er nach Goldenacker = Goldenau = Goluchow, Kreis Jarotschin versetzt wurde.

Die Familie Becker zog mit der Schwiegermutter Emma Hinz geb. Buschke in das von der Post zur Verfügung gestellte Haus nach Goldenacker.

Dort leitete er die Poststelle von 1940 bis 1945.

Am 06.08.1942 verstirbt Adolfs Frau Else Frieda geb. Hinz in Jarotschin im Krankenhaus an den Folgen der Schwangerschaft und der älteste Sohn Ruthwald zieht von zu Hause aus und lernt bei der Fernmeldeschule in Posen.

Am 19.08.1942 tritt die Familie Becker aus der evangelischen Kirche aus.

 

Im Jahre 1943 lernt Adolf in Goldenacker die Tochter des Leiters der dort ansässigen Försterschule Irmgard Wessely kennen und heiratete sie.

Im Jahre 1944 wurde dann noch eine Tochter aus dieser Ehe geboren.

 

Nun wohnten Adolf Becker, seine Kinder aus 1. Ehe, seine Schwiegermutter aus 1. Ehe und seine 2. Frau mit Kind alle unter einem Dach. Anscheinend wurde die 2. Ehe noch 1944 geschieden.

 

Im Frühjahr 1945 wurde das gesamte Gebiet von den Polen beräumt und alle Deutschen wurden ausgewiesen. Adolf flüchtete mit seinen Kindern aus 1. Ehe in einem Flüchtlingstreck nach Spremberg. Seine Schwiegermutter blieb zunächst dort, wurde aber später auch ausgewiesen.

Jedoch blieb er nicht lange in Spremberg sondern zog weiter mit dem Treck Richtung Westen. So kam er am 09.03.1945 als geschiedener Vater mit 3 Kindern in Klein Sisbeck an.

Adolf wohnte in einem kleinen Zimmer und arbeitete auf dem Rittergut Sisbeck. Über eine Annoce lernte er seine 3. Frau Marie Sundag aus Bad Bentheim kennen. Am 01.11.1948 verließ er Klein Sisbeck und bewohnte seitdem mit ihr eine Wohnung in Bad Bentheim bis er dann im Jahre 1997 stirbt.

 

 

 

 

 

 

 

Emil Becker (1-4-5-6-2 )

 

 

Emil Becker wurde geboren am 07.01.1904 in Baranow ( = Rundstätt ), Kreis Kempen, jetzt Baranow / Kepno im Hause der Eltern.

 

Nach dem Ende seiner Schulzeit wurde er zum polnischen Militär eingezogen    ( es existiert ein Photo, wo er in polnischer Uniform zu sehen ist ).

 

Wahrscheinlich im Jahre 1922 heiratete er Erna Erbgut aus Klein-Waldow = Suchatowka. Ob der Bauernhof, auf dem die Familie Emil Becker später lebte vorher der Familie Erbgut gehörte, konnte bis heute leider nicht ermittelt werden.

Emil arbeitete in der Landwirtschaft und war bis zum Ende des Krieges der Postvorsteher der Reichspost in Klein-Waldow.

Er betätigte sich auf seinem Bauernhof nebenbei als Hobby-Pilzzüchter und baute erfolgreich Champignons an. Als seine Eltern nach der großen Inflation zu ihm zogen, beteiligte sich auch sein Vater an der Pilzzucht.

Da Emil sehr geschäftstüchtig war, mietete er in den darauf folgenden Jahren auf ganz vielen umliegenden Bauerngehöften Keller an um dort weitere Zuchten aufzubauen.

Das Pilzgeschäft wurde so erfolgreich, dass er riesige Mengen nach Thron, Bromberg und Lodz verkaufen konnte, welche vom Bahnhof in Klein-Waldow abtransportiert wurden.

 

Im Laufe der Jahre wurde folgende Kinder geboren:

 

         5-6-2-1) Heinz Becker, *1928 Klein-Waldow

         5-6-2-1) Irmgard Becker, *1928 Klein-Waldow

         5-6-2-3) Erika Becker, *1931 Klein-Waldow, + 2006

         5-6-2-4) Edeltraud Becker, *1943 Hohensalza

 

Mit dem Ende des Krieges wollte Emil mit seiner Familie flüchten. Er lud einen Pferdegespann mit Anhänger voll mit den persönlichen Sachen der Familie und ein polnischer Angestellter sollte das Gespann nach Argenau bringen. Da er jedoch nicht dort ankam fuhr Emil Becker mit seinem Motorrad zurück um nachzusehen. Wahrscheinlich wurde er auf der Straße von Heckenschützen erschossen.

Der Rest der Familie flüchtete ohne Habseligkeiten in Richtung Westen.

Auch mit Hilfe von Suchanträgen des DRK konnte das Schicksal von Emil bis heute nicht geklärt werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

Gustav Becker( 1-4-5-6-3 )

 

 

Gustav Becker wurde geboren am 17.01.1906 in Baranow ( = Rundstätt ), Kreis Kempen, jetzt Baranow / Kepno im Hause der Eltern.

Er lebte auf den Hofe seiner Eltern und erlernte wie sein Vater den Beruf des Landwirts.

Am 03.12.1930 heiratete er Klara Maria Rakowski in Klein-Waldow, Tochter des Samuel Rakowski und der Ida Hintze aus Reichsmark, jetzt Kijewo, Kreis Hohensalza. Trauzeugen waren der Vater Gottfried Becker sowie der Bruder Emil Becker aus Klein-Waldow.

Das Ehepaar Becker lebte nach der Hochzeit auf dem Bauernhof der Familie Rakowski.

 

 Die Familie Rakowski hatte in Reichsmark ein kleines Haus mit ca. 4 – 5 Morgen ( = ca. 1 Hektar ) Land. Sie hatten eine kleine „polnische Wirtschaft“ übernommen. Der Vater Samuel Rakowski starb am 06.01.1933 und auf dem Hof lebte dann die Familie Becker und die  Mutter Ida geb. Hintze.

 

Der Hof war eingetragen im Grundbuch von Reichsmark Band 54 und bestand aus einem Wohnhaus, einer Scheune und einem Stall. Es wurde ca. 1 Hektar Eigenland und 7,5 Hektar Pachtland mit 4 Tagelöhnern bewirtschaftet. Die Familie hatte 2 Pferde, 10 Rinder und 35 Schweine.

 

Das Ehepaar Becker hatte folgende Kinder:

 

         5-6-3-1) Arnold Becker, *1931 Reichsmark = Kijewo

         5-6-3-2) Erwin Horst Becker, *1934 Reichsmark = Kijewo

         5-6-3-3) Gerda Luzie Becker, *1940 Reichsmark = Kijewo

         5-6-3-4) Hermann Bruno Becker, *1941 Reichsmark = Kijewo

         5-6-3-5) Günter Heinz Becker, *1941 Reichsmark = Kijewo

         5-6-3-6) Christa Gisela, * 1943 Neudorf = Zyroslawice / +2007

 

Im Jahre 1940 wurden Gustav Becker und sein Bruder Emil zur Wehrmacht eingezogen und waren zeitweise längere Zeit nicht zu Hause.

 

Wahrscheinlich im Jahre 1942 wurde das Dorf Reichsmark für Kriegszwecke

in einen Garnisonsstützpunkt umgewandelt. Es wurden alle Häuser geräumt

und Soldaten zogen dort ein.

Der Familie Becker wurde im Austausch für ihren Hof in Reichsmark ein größeres Bauerngehöft in Neudorf = Zyroslawice angeboten und ca. 1942 zog die Familie dann dort hin.

 Der neue, größere Hof hatte ein Bauernhaus, eine Scheune und Ställe und war im Grundbuch von Neudorf Band 95 eingetragen. Es gab einen kleinen Fischteich und Land, welches mit Pferden und Dampfmaschinen bewirtschaftet wurde. Zum Hof gehörten ca. 20 Hektar Land, davon 17 Hektar Ackerland und 3 Hektar Wiesen. Die Familie hatte nun 6 Pferde, 18 Rinder und 60 Schweine.

 Gustav kaufte zwei bis drei Häuser weiter noch einen anderen Bauernhof auf welchem seine Bediensteten wohnten. Die Familie hatte Dienstmädchen, Kindermädchen, Landarbeiter und Knechte. Einer der Knechte wohnte auf dem Dachboden. Insgesamt waren es 6 ständig auf dem Hof lebende Angestellte.

Gustav war zu diesem Zeitpunkt nicht an der Front - er war zeitweise der einzige Mann im Dorf, welcher das Dorf gegen russische Partisanen und Fallschirmjäger beschützte. Er war Angehöriger der NSKK, einer speziellen Soldatentruppe auf Motorrädern. Gegen Ende des Krieges kam es immer öfter vor, dass russische Soldaten nachts in den Wäldern mit Fallschirmen landeten und in diesen Fällen musste Gustav mit den übrig gebliebenen Männern aus den anderen Dörfern „sich um dieses Problem kümmern“.

 

Im Jahre 1943/1944 beaufsichtigte Gustav Becker den Bau eines Panzergrabens durch den Argenauer Forst.

 

 Bis zum Herbst 1944 führte die Familie sonst ein normales Leben. Gustav wurde in den letzten Kriegswochen nochmals zum Volkssturm eingesezt.

Gegen Ende des Jahres 1944 waren viele Flugzeuge der Russen am Himmel zu sehen, die sich erst einige Tage lang mit deutschen Flugzeugen bekämpften, dann aber nur noch ungehindert in Richtung Westen flogen.

 Die Familie Becker ( Gustav war noch beim Volkssturm ) und auch andere Dorfbewohner flüchteten in Ihren Pferdewagen in Richtung Westen ( Januar 1945 ). Zwei bis drei Tage kamen sie vorran ( ca. 50 - 100 km ), wurden dann aber von russischen Flugzeugen beschossen und von deren Panzern eingeholt. Die russischen Truppen befahlen allen Flüchtlingen wieder umzudrehen und in ihre Häuser zurückzukehren. Als die Familie wieder in Neudorf ankam bewohnten schon Polen ihr Haus und sie wurden in einem kleinen Spritzenhäuschen der Feuerwehr untergebracht. Zu diesem Zeitpunkt traf auch Gustav wieder zu Hause ein. Er hätte die Möglichkeit gehabt mit den anderen Soldaten in Richtung Westen zu ziehen, wollte aber lieber zu seiner Familie.

Ungefähr eine Woche später kamen riesige Mengen russische Soldaten zu Fuß. Auf allen Straßen so weit man schauen konnte waren sie zu sehen. Das Fußvolk randalierte, mordete und plünderte – zerstörte quasi alles, was zu zerstören war. Nur Kinder und Hunde wurden verschont.

Auf dem Becker`schen Hof besetzten die Russen die Scheune hinter dem Haus, schlugen dort ein Lager auf und schlachteten das gesamte Vieh.

Die polnische Bevölkerung war bis auf einige wenige, darunter die Angestellten der Familie Becker geflüchtet. Die Nachbarn wurden alle erschossen.

 

Die Familie Becker wohnte dann noch kurzzeitig in ihrem Haus. Gustav wurde von den Russen abtransportiert und angeblich ins Gefängnis gebracht. Auch der älteste Sohn Arnold sollte mitgenommen werden, wurde aber aufgrund seiner dünnen Statur verschont.

 

Im Frühjahr 1945 kam eines Tages ein Pole und schmiss Klara und die 6 Kinder aus ihrem Haus raus und „besetzte“ dieses. Der älteste Sohn Arnold wurde auf einen Gutshof nahe Neudorf verschleppt und musste dort als Zwangsarbeiter in einer Schnapsbrennerei unter einem polnischen Gutsverwalter arbeiten. Die Mutter mit den restlichen 5 Kindern wollte nach Klein-Waldow fliehen, wo Gottfried Becker und Emil Beckers Familie wohnten. Emil Becker wurde zu diesem Zeitpunkt auch schon vermisst. Jedoch wurde auch sie und die restlichen 5 Kinder auf einen Gutshof nahe Argenau verschleppt. Sie mußte dort für einen polnischen Offizier arbeiten, hatte aber jedoch das "Glück", daß dieser sie auch vor Übergriffen beschützte. Die Verpflegung dort war sehr dürftig, so daß alle unter starkem Hunger litten. Damit der polnische Offizier die Felder bewirtschaften konnte, wurden 10 deutsche Kriegsgefangene vor einen Pflug gespannt und mußten diesen ziehen - es gab zu dieser Zeit keine Pferde oder Kühe mehr, da die Russen alles geschlachtet hatten. Ca. 1 1/2 Jahre mußten sie dort leben. Nur einmal ist es Arnold gelungen Kontakt mit dem Rest der Familie aufzunehmen.

Anfang Dezember wurden alle Deutschen, welche in verschiedenen Orten als Zwangsarbeiter arbeiten mußten in ein großes Sammellager verfrachtet, da trafen sich auch Arnold und der Rest der Familie wieder. 

 

Am 24.12.1946 wurden alle Deutschen im Lager zusammengetrieben und mussten in Richtung Bahnhof laufen. Dort wartete ein Güterzug, der alle Menschen nach Deutschland transportieren sollte. Es war ein extrem harter Winter und sehr viele Leute erfroren. Die Menschen wurden in die Wagons gepfercht. In der Mitte eines jeden Wagons stand ein glühender Kanonenofen und nur diejenigen, die sich nicht an den offenen Türen aufhielten hatten eine Chance nicht zu erfrieren. 

Am 25.12.1946 kam die Familie Becker im Aussiedlungslager Rüdersdorf, Kreis Niederbarnim an und wurde dort bis zum 08.01.1947 unter Quarantäne gehalten.

 

Was jedoch niemand wusste war, dass Gustav Becker, welcher im Januar 1945 von Russen & Polen aus Neudorf verschleppt wurde mit großer Wahrscheinlichkeit in einem der polnischen oder russischen Gefängnisse in Argenau oder Hohensalza saß. Von dort aus wurden Zivilpersonen in die Sammellager Kutno, Lentschütz, Montwy oder Posen gebracht um anschleißend nach Russland abtransportiert zu werden.

Gustav Becker befand sich im Sammellager Kutno und wurde weitertransportiert in das Lager Mogilew in Russland. Anschleißend erfolgte eine mehrfache Verlegung in verschiedene Lager.

Im Gefangenenlager Minsk verstarb Gustav Becker schließlich am 22.05.1945 wahrscheinlich aufgrund von Unterernährung oder einer Krankheit.

 

 

 

 

 

 

 

Ottilie Becker ( 1-4-5-6-4 )

 

 

Ottilie Becker wurde geboren am 04.02.1908 in Baranow ( = Rundstätt ), Kreis Kempen, jetzt Baranow / Kepno im Hause der Eltern.

 

In ihrer Jugend lernte sie ihren zukünftigen Ehemann Anton Joseph Kruk, welcher Polen war, bei einer Tanzveranstaltung in Klein-Waldow  im Gasthaus kennen.

Nach der Hochzeit in Jahre 1930 wohnte die Familie Kruk in einem kleinen Häuschen in Klein-Waldow gegenüber des Bahnhofs, welches der Schwager Siegfried Oginski gebaut hatte.

Anschließend zog die Familie nach Schirpitz = Cierpice und wohnte einige Jahre dort um anschließend nach Bromberg umzuziehen.

 

Im Jahre 1964 starb Ottilie Becker im Krankenhaus in Bromberg.

Einige Jahre später wird ihr Ehemann ertrunken in der Weichsel gefunden, nachdem er 1 Woche lang unauffindbar war. Es wird angenommen, dass er aufgrund von Spielschulden von Verbrechern dort ertränkt wurde.

 

Aus dieser Ehe wurden folgende Kinder geboren:

 

         5-6-4-1) Bronislaw Kruk *1930 Klein-Waldow, + 1989

         5-6-4-2) Henryk Kruk *1931 Schirpitz

         5-6-4-3) ? Kruk *1941 Schirpitz, + 1941 Schirpitz

         5-6-5-4) Christa Ursel Kruk *1944

 

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